Donnerstag, 12. Juli 2012

Rezension zu Petra Durst-Benning - Solang die Welt noch schläft

Dieses Buch habe ich während der Autorenlesung von Petra Durst-Benning am 19.5.2012 in Münster gekauft und signieren lassen:












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                                            Titel: Solang die Welt noch schläft
Autorin: Petra Durst-Benning
Erscheinungsdatum: 09.03.2012
Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Verlag: List Verlag
ISBN: 9783471350577
Preis: 19,99 Euro

Das Buch „Solang die Welt noch schläft“ von der Autorin Petra Durst-Benning ist im List Verlag erschienen. Das Hardcover umfasst 496 Seiten mit 34 Kapiteln, Epilog und Anmerkungen zur Geschichte des Frauenradsports. Der Roman ist der erste Teil der Trilogie „Jahrhundertwind“ in der es um die Schicksale der drei Freundinnen Josefine, Clara und Isabelle in der Zeit um die Wende zum 20. Jahrhundert geht. In die Kapitel eingefügt sind Illustrationen aus der Welt des Radsports aus dieser Zeit. Auf Wunsch der Autorin wurden auf dem vorderen und hinteren Vorsatzblatt Zitate mit Meinungen über  das Radfahren der Frauen um 1890 eingefügt. Der Einband des Buches ist in Mai grün gehalten, ebenso wie der Papierumschlag, der jedoch auf dem Cover eine kleine Szene zeigt, bei der eine junge Frau vorsichtig um einen Baum herum schaut, eventuell auf der Suche nach Zuschauern die sie meiden möchte um mit ihrem Fahrrad, das an einem anderen Baum lehnt unbemerkt zu sehr früher Stunde zu fahren „solang die Welt noch schläft“. Denn das Radfahren war zum Ausgang der Geschichte in 1889 nicht nur für jedermann aufgrund fehlender Bremsen tollkühn, sondern speziell für Frauen unschicklich und zunächst mit Rock gefährlich, da diese sich in den Speichen verfangen konnten.
Das erste Kapitel führt den Leser zu Josefine, die aufgrund ihres Handelns in ein Frauengefängnis in Berlin in die Jugendabteilung eingewiesen wurde. Doch wie konnte es so weit kommen? Nachdem der Husten, der nach einer Brandkatastrophe an der sie beteiligt war und die auch innere Wunden bei ihr hinterlassen hat, nicht aufhören will, wird sie von einer guten, alten Freundin in den Schwarzwald zu einem Sanatorium geschickt. Dort lernt sie die Großnichte der Freundin, Lilo, kennen die ein neuartiges Fortbewegungsmittel fährt: ein Velociped. Josefine ist sofort begeistert und gemeinsam fahren die beiden jungen Mädchen Stunde um Stunde auf dem Rad ohne Erlaubnis des Besitzers und ungesehen. Nach ihrer Heilung zurück in Berlin sinnt sie darüber nach, wie sie ihrer Leidenschaft fortan weiter frönen kann. Ihr kommt die Idee ihre Freundin Isabelle aus Kindertagen aufzusuchen deren Vater ein Fahrrad besitzt. Natürlich bringt dieser zunächst kein Verständnis dafür auf, dass die beiden Mädchen mit seinem Rad fahren wollen. Doch schließlich schenkt er seiner Tochter eines zum Geburtstag. Die Begeisterung führt dazu, dass Josefine das Rad wiederholt verbotenerweise benutzt und es bei einem Unfall beschädigt. Der Unfall hat weitreichende Auswirkungen auf ihr folgendes Leben und auch das ihrer Freundinnen …
Petra Durst-Benning greift in ihrem Roman ein unverbrauchtes Thema auf. Von der ersten Seite an spannend versteht sie es, die Geschichte im flüssigen Erzählstil aufzubauen mit vielen, gut recherchierten Details zum Radsport im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Sie baut ein treffendes Bild der Gesellschaft und der gesellschaftlichen Unterschiede zu dieser Zeit auf. Hervorragend versteht sie es die kritische Ansicht zum Thema wiederzugeben, die den Radsport teils als unsittlich und gesundheitsgefährdend für Frauen ansah. Leider wird der Leser bemerken, dass dies nicht fiktiv ist, sondern dass die Frauen tatsächlich für ihre Gleichberechtigung in dieser Sache zu kämpfen hatten. Solch ein Kämpferherz besitzt der Charakter der Josefine, auf den sich der erste Band der Jahrhundertwindtrilogie fokussiert. Ihr werden mit Isabelle, der eleganten Tochter eines Unternehmers und Clara, der arbeitsamen Apothekerin zwei Freundinnen zur Seite gestellt, deren Geschichten zwar parallel zu Josefines beginnen, die aber erst in den Folgebändenin den Vordergrund werden. Jeder Charakter ist durchaus liebenswert, aber auch mit kleinen Macken versehen, so dass die Gunst für eine Figur beim Leser durchaus wechseln kann.
Mich hat die Geschichte sehr gut unterhalten und ich empfehle sie uneingeschränkt weiter.

Nach dem Essen in einem Münsteraner Restaurant bei einem Plausch mit Petra:


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