Montag, 4. Februar 2013

Autoreninterview mit: Bettina Szrama



Hallo Bettina,

vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, meine Fragen zu beantworten. Ich möchte dich zunächst meinen Lesern kurz vorstellen: 



Bettina Szrama wurde 1952 in Meißen geboren. Sie studierte Agrarwissenschaft und war nach ihrem Diplom auch zunächst in der Landwirtschaft tätig, vor allem im pferdesportlichen Bereich. Ihre Kreativität zeigte sich jedoch bereits in der Schule und schließlich ging sie 1991 mit einem Literaturstudium an der Axel Andersson Akademie in Hamburg ihrem Wunsch nach, das Schreiben professionell zu erlernen. Zunächst war sie journalistisch tätig, seit 1994 widmet sie sich der Belletristik. Ihr erster Roman, die Geschichte über ihren Boxerhund Max, erschien 1995. Es folgten ein phantastischer Krimi, eine Kurzgeschichtensammlung mystischer Art, ein Krimi und schließlich nochmals ein Roman über einen ihrer Boxer. Seit Ende 2003 ist sie als Autorin selbständig tätig. Seitdem hat sie erfolgreich fünf historische Kriminalromane geschrieben,  die darauf basieren, dass deren Protagonisten tatsächlich gelebt haben. Der zuletzt erschienene Romane im Oktober 2012 ist „Das Mirakel von Köln“.
Zu den historischen Kriminalromanane von Bettina Szrama finden sich folgende  Rezensionen auf unserem Blog:




Rezension "Das Mirakel von Köln" (volle Bewertungs-Punktzahl!)








Rezension "Die Hure und der Meisterdieb" (4 von 5 Punkten)


 






Bist du neben dem Romanschreiben nebenher weiterhin journalistisch tätig?



Im Moment nicht, da ich mich mit einem sehr umfangreichen Projekt beschäftige. Aber ich gedenke wieder ein wenig journalistisch zu arbeiten. Vielleicht bei meiner Tageszeitung.  Es ist mir wichtig auch unter Menschen zu gehen, um mir neue Anregungen für meine Geschichten zu holen.



Als selbständige Autorin hättest du eigentlich den ganzen Tag Zeit zum Schreiben. Hilft es dir, deinen Tag zu strukturieren oder schreibst du je nach Schreiblust, Einfällen und Abgabeterminen? 



Ich habe eine feste Strukturierung. Schreiben ist eine anspruchsvolle Arbeit. Deshalb erledige ich bis ca. 12.00 Uhr meine E-Mails, Werbung, Büroarbeit und meine Hausarbeit.  Dann habe ich den Kopf frei und schreibe bis 16.00 Uhr. Im Anschluss mache ich eine Pause, esse etwas und gehe ausgiebig mit meinen Hunden spazieren.  Nach dem Abendbrot, schreibe ich meistens noch 2 bis 3 Stunden. Während eines Lektorates allerdings kann sich die Schreibarbeit auch schon mal bis in die tiefen Nachtstunden hinziehen.



Was machst du, wenn du nicht schreibst? Welche Interessen und Hobbys hast du?



Oh, ich habe viele Hobbys und würde sie gern ausleben. Aber ein Schriftsteller lebt eigentlich jede Stunde und jede Minute seinen Beruf. Zum Schlafengehen ziehe ich mich gern mit meinem Kindle ins Bett zurück. Ich lese für mein Leben gern, richte mich aber auch hier nach Literatur, von der ich noch lernen kann. Als Ausgleich zum Schreiben, treibe ich Sport, jogge, fahre Rad und reite.  Zu mehr reicht die Zeit nicht. Ein Schriftsteller lebt in seiner selbstgewählten Einsamkeit.



Du bist seit 2003 Mitglied im Verband Deutscher Schriftseller und seit 2012 im Freien Deutschen Autorenverband, Schutzverband Deutscher Schriftsteller e.V. und im SYNDIKAT e.V. Verein zur Förderung deutschsprachiger Kriminalliteratur. Welche Bedeutung hat die Mitgliedschaft in diesen Verbänden für dich? Bringt sie Vorteile, gibt es Verpflichtungen, denen du dadurch unterworfen bist?



Bei diesen Organisationen hole ich mir Rat und Hilfe bei Fragen und Problemen, tausche mich mit Gleichgesinnten aus und hole mir positive Anregungen für das Schreiben. Zudem lerne ich nette Menschen kennen. 



Hast du ein Lieblingsbuch, also eins das du nicht selbst geschrieben hast? Und gibt es eins, das du überhaupt nicht gut findest?



Ich habe zwei absolute Lieblingsbücher „Souad“ Bei lebendigem Leib und  „Der eiserne Gustav“ von Hans Fallada. Ein absolut negatives fällt mir nicht ein, da habe ich schon zu viele gelesen.



Du wohnst im Norden Nordrhein-Westfalens, wie kommst du auf die Idee zu „Das Mirakel von Köln“, dessen Handlungsort hauptsächlich Köln ist.



Das ist Zufall. Ich suche ja ständig nach neuen Ideen, die mich auch selbst fesseln müssen. Dabei muss ich sofort eine Sympathie zu meinen Hauptfiguren aufbauen können. Man fragt sich natürlich, wie kann jemand zu einem Mörder, wie zum Beispiel, der Giftmischerin, Sympathie aufbauen. Aber auch diese Menschen haben ein eigenes, oft bewegtes, Schicksal. 

Auf Köln bin ich durch meinen Verlag gekommen. Sein Sitz ist in Köln und so dachte ich, siehst du dich mal hier nach einer Geschichte um. Und so bin ich über die berühmte Kölner Hexe Katharina Henot auf Christina Plum gestoßen. Die Geschichte dieser mutigen jungen Frau hatte mich sofort in den Bann gezogen und ließ mich nicht mehr los. Eine junge Frau, mit erst 24 Jahren, klagt sich der Hexerei an und bezieht die gesamte Kölner Obrigkeit, bis hinauf zum Erzbischof mit ein. Das war Spannung pur. Auf Grund des eingestürzten Archivs musste ich mir die Fakten allerdings sehr mühsam zusammentragen.



Gibt es in deinen Büchern eine Lieblingsstelle in diesem Buch die du z.B. immer wieder gerne für Lesungen aussuchst und vorliest?

Bettina Szrama im Nonnenkostüm der Klarissen, dem Orden, dem Sophia von Langenberg aus "Das Mirakel von Köln" angehörte.


Ja! Die Szene, als Christina ihrem vermeintlichen Vater, dem Domherrn beichtet:



»Das ist mir bekannt, Hochwürden, doch meine kommende Sünde wird so groß sein, dass sie kein Gold der Welt aufwiegen kann. Würdet Ihr mir trotzdem Euren Segen erteilen? Ich fürchte mich nicht vor dem Fegefeuer, meinen Glauben habe ich bereits vor langer Zeit verloren. Auch wünsche ich mir von Euch persönlich Vergebung für das, was ich Eurer Heiligkeit angetan habe. Denn mein Herz blutete dabei.«
                Plötzlich herrschte Stille im Betstuhl, die zur Zerreißprobe für Christinas Nerven wurde. Sie hörte den Domherren schwer atmen, doch nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, fragte er: »Wer bist du, Tochter ohne Glauben?«
                »Meine Mutter ist die heilige Klarissin Sophia von Langenberg, aber ich weiß nicht, wer ich bin, Ehrwürdiger Vater. Ich habe es herauszufinden versucht, aber es ist mir nicht gelungen. Der Wald, in dem ich mich verirrt hatte, war zu dunkel und tief und hat mich wieder als die ausgespuckt, die ich vorher war. Ich bin die Gemüse- und Blumenverkäuferin Christina Plum.«
                Wieder Stille. Dann wurde die Gardine zur Seite geschoben, und Christina blickte im Halbdunkel in die gütigsten blauen Augen, in die sie in ihrem jungen Leben je gesehen hatte. Trotz des vergitterten Trennfensters konnte sie das Gesicht des Domherren deutlich erkennen, seine hohe, von Sorgen zerfurchte Stirn und die von unzähligen Fältchen geprägten Züge mit der römischen Nase über dem bereits ergrauten Bart. Nichts davon entbehrte der Würde, die seinem Stand zukam. Er trug das Messgewand und hielt einen silbernen Rosenkranz zwischen den Fingern. Vor Ergriffenheit fehlten ihr die Worte. Jacob Voss' Blick lag auf ihr, wie sie es sich von einem Vater immer gewünscht hatte: gütig, mitfühlend und verständnisvoll. In ihm lag so viel Liebe, dass sie die Lider niederschlug. Und diesen Mann hatte sie der Hexerei bezichtigt!


Du schreibst derzeit an einem neuen Roman. Kannst du uns schon ein wenig davon erzählen? Wann wird er ungefähr veröffentlicht? (Verlinkung auf Leseprobe)



Das mache ich gern. Diesmal habe ich mich von der regionalen historischen Kriminalliteratur über die Grenzen hinaus gewagt. Schon seit längerem bin ich von der Geschichte der ungarischen Gräfin Elisabeth Bathory fasziniert. Deshalb habe ich mir auch schon über eine längere Zeit Material dazu zusammengetragen. Eigentlich habe ich alles was es zu dieser mörderischen Persönlichkeit gibt auf meinem Schreibtisch. Historische Bücher, Romane, Filme, Gerichtsprozesse und sogar das Gutachten eines namhaften Psychologen. Elisabeth Bathory-Nadasdy hat es mit ca. 600 Morden, an jungen Mädchen, ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft. Dennoch beruhen ihre Geschichten fast ausschließlich auf einer Sage. Dementsprechend wurde ihr Leben als Vampir und bluttrinkende Lady vermarktet. Ich versuche das erste Mal, aus der Sicht einer Überlebenden, die historische Elisabeth und ihr Leben als Serienmörderin darzustellen.  „Die Magnatin“, so wie mein Arbeitstitel lautet, war eine geistesgestörte, traumatisierte  Mörderin, der es die Zeit (1600 Jhr.) und ihr Machtstatus erlaubten, zu quälen und zu töten. Da Elisabeth einen Neffen hatte, der wie viele ihrer Familienmitglieder ebenso durchgeknallt war und später ermordete wurde, kann ich jetzt schon verraten, dass es danach mit den Protagonisten des ersten Teils eine Fortsetzung geben wird.


Wann er veröffentlicht wird steht noch nicht fest. Denn für dieses Projekt befinde ich mich diesmal auf der Suche nach einem entsprechenden Großverlag.



Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Interview und wünsche dir für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg.

Das Interviewfragen stellte "Girdie" von "Zwei Sichten auf Bücher" (jetzt Buchsichten)


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